Heute kommt mein Türchen des Etüden-Adventskalenders – von der Etüden-Community liebevoll auch „Adventüden“ genannt. Ich hoffe, mein Beitrag gefällt euch. Schaut euch aber unbedingt auch an, was bisher hinter den Türchen war und in den nächsten Tagen sein wird. Es sind wirklich ganz wunderbare Geschichten dabei.
Ich wünsche euch allen eine schöne Adventszeit 🙂
»Haben Sie schon geöffnet?« Eine junge, verfroren wirkende Frau hatte den Kopf zur Tür hereingesteckt.
»Küche ist noch zu, aber Sie sehen aus, als könnten Sie einen Kaffee vertragen«, sagte ich und winkte sie herein.
»Kaffee wäre herrlich.« Die Frau wirkte ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Sie hatte lange, etwas strähnige blonde Haare mit Stirnband und eine Brille wie Janis Joplin.
»Hier wird Musik gemacht?«, fragte sie, auf die kleine Bühne mit dem Klavier deutend.
»Ach, früher mal«, antwortete ich und stellte eine Schale Lebkuchen neben ihre Kaffeetasse. »Der Laden war berühmt für seine Jazz-Sessions.«
»War?«, fragte die Frau.
»Ja, leider ist das Vergangenheit. Inzwischen beschwert sich der alte Herr von gegenüber ständig über den ›Lärm‹«. Ich deutete mit den Händen Anführungszeichen an. »Dabei soll er früher regelmäßig mitgejammt haben. Er war Jazztrompeter.«
»Und was ist passiert, dass er die Musik nicht mehr erträgt?«, fragte die junge Frau…
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Liebe Bettina,
vielen Dank für diese tolle Geschichte! Allem Lob, das schon bei Christiane geäußert wurde, schließe ich mich an.
Faszinierend finde ich auch den Aspekt, dass der Tod auch ein gnädiger Erlöser sein kann von der Bitterkeit, in die manche Menschen (aus Einsamkeit?) im Alter geraten.
Ich stelle mir jedenfalls vor, wie der alte Grießgram von seiner Frau wieder zurück in ein Reich der Lebendigkeit geholt wird. Insofern hat die Geschichte etwas sehr Tröstliches, das so schön mit der normalerweise eher gewaltsamen Vorstellung kontrastiert, von einem Geist fremdbestimmt aus dem Leben gerissen zu werden.
In deinem Text kommt diese Situation dermaßen friedlich, selbstverständlich und gelassen daher, dass ich nicht den Hauch eines Grusels empfinde. Ich fühle mich an den zweiten Satz aus Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ erinnert. Der strahlt auch über weite Strecken diesen Frieden aus.
Grüße aus dem Schneegestöber im Schwarzwald,
Stefan
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Ich danke dir für deinen schönen Kommentar, freut mich sehr dass du die Geschichte magst.
Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit 🙋🏻♀️☺️
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Jetzt hab ich gerade erst geblickt, dass ich bei dieser Adventüde um ein Jahr verrutscht bin.
Schöner Glücksfall…
Wäre schade gewesen, wenn mir die entgangen wäre.
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Fies, sehr fies, aber auch sehr, sehr gut! 😁
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Hach, bei Geistergeschichten hat man mich doch gleich. Und dann auch noch mit Musik gemixt. Perfekt. 🙂
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Hihi, das freut mich 😊. Wünsche dir einen wunderschönen dritten Advent 🙋🏻♀️🎄
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Danke, den wünsche ich natürlich auch. 🙂
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Auch dir eine schöne Adventszeit, zur wunderbaren Geschichte habe ich jaschon bei Christiane was gesagt.
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Eine sehr schöne Geschichte die zu Herzen geht.
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Auch hier: Vielen Dank für das Rebloggen und die Adventüde. Sie gehört dieses Jahr definitiv zu meinen Favoriten 😁👍
Herzlichen Nachmittagskaffeegruß 😍🌧️☕🍪👍
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