„Sie freuen sich ja gar nicht“, hatte die Gynäkologin gesagt“, und Kerstin hatte hastig geantwortet „doch doch, ich bin nur so überrascht, wir haben einfach nicht mehr damit gerechnet“
Nein, das hatten sie tatsächlich nicht, sie und Frank hatten sich im Gegenteil mittlerweile wunderbar eingerichtet in ihrem Leben ohne Kinder, beide hatten nicht, oder zumindest nicht mehr, das Gefühl, auf irgendetwas Wichtiges zu verzichten.
„Ich werde fünfzig sein, wenn das Kind in die Schule kommt“, dachte Kerstin, aber das war gar nicht das grösste Problem.
„Ich habe den 12. November errechnet als Geburtstermin“, hatte die Ärztin gesagt, und Kerstin musste an ihre Oma denken:
November-Kinder sind Kuckuckskinder, hatte die immer gesagt.
Quietschbunt und knallvergnügt, so hatte das Motto der Veranstaltung gelautet, an der teilzunehmen sich Kerstin als Ur-Kölnerin und dennoch bekennende Karnevalshasserin hatte überreden lassen, prima, jetzt hatte sie den Salat.
Das Kind nicht zu bekommen, war keine Option, und wer weiss, dachte sie, es kann ja auch sein, dass Frank der Vater ist, ist ja nun nicht so, dass wir gar keinen Sex mehr haben.
Frank war erwartungsgemäss nicht gerade hocherfreut über die Neuigkeit, aber ein bisschen enttäuscht war Kerstin doch, als sie sah, wie ihm die Gesichtszüge entglitten.
Doch dann, als er seine kleine Tochter das erste Mal wickelte und ihr das winzige 1. FC Köln-Unterhemd anzog, ein Geschenk seines ältesten und besten Kumpels, da wusste er, alles war gut, so wie es war.
Dass er sich vor fünf Jahren hatte sterilisieren lassen, durfte Kerstin nun natürlich nicht erfahren, aber wahrscheinlich hätte er sowieso nie den Mut gehabt, ihr das zu gestehen.
hier kommt seit längerer Zeit endlich mal wieder eine Geschichte für das Projekt abc.etüden, erfunden von Herrn Z. (der auch die Beitragsbilder zur Verfügung stellt, von mir an dieser Stelle vielen Dank), seit geraumer Zeit präsentiert von Christiane von irgendwas ist immer.
Die Aufgabe ist, eine shortest short story, bestehend aus höchstens zehn Sätzen, zu erfinden, in welcher drei vorgegebene Wörter vorkommen müssen.
Macht zahlreich mit, es gibt jede Woche eine frische Wortspende, diese Woche kam sie von Anna-Lena
Was für eine Geschichte.Toll geschrieben !
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Alaaf aus Köln! Wie passend, hier sagt man: Karneval ein Spielchen, Allerheiligen ein Bildchen. Weißte Bescheiiid!
Und wer Ostern mit den Eiern spielt, Weihnachten ein Kindchen stillt.
Tolle Geschichte!
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Hihi, dachte ich mir doch, dass es so Sprüche da gibt, wo es heftig Karneval gibt 😂😂😂
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Schön erzählt mit einer Hammer-Pointe!
Die Frage bleibt, ob eine Beziehung auf Dauer bestehen kann, wenn sie auf mindestens zwei Lügen aufbaut. Tut man es für das Kind oder für sich selber? Kinder/Menschen reagieren sehr sensibel, wenn ihnen erst einmal bewusst wird, dass sie bezüglich ihrer Eltern belogen wurden. Wie auch immer, eine sehr anregende Geschichte?
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Danke dir! 🙂 Ich habe auch Zweifel, dass das auf Dauer funktionieren kann. Andererseits: Da wo es funktioniert, erfahren wir ja nicht, dass es funktioniert – ein weites Feld 😉
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Was mich betrifft, würde ich dennoch sagen, dass das Recht der Kinder zu wissen, wer ihre Eltern sind, über dem Recht der Eltern steht, ihre persönlichen Fehler um eines vermeintlichen Frieden Willens zu verheimlichen.
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Interessant, dass du das sagst. Tatsächlich kam mir die Idee zu der Geschichte, nachdem ich eine Doku zum Thema Samenspende gesehen hatte.
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Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, und die Pflichtwörter sind so schön mühelos eingebaut. Vor allem aber ist es eben keine alltägliche Beziehungskiste. Da passt das Modewort COOL.
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Danke schön :-). Ob es sowas wohl wirklich geben kann? Bzw ob solche Geheimnisse nicht im Laufe der Jahre die Familie doch (zu sehr) belasten würden? Aber für diese drei Personen glaube ich jetzt einfach an das Happy End 🙂
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Ich denke nicht, dass das unrealistisch ist. Man kann in Beziehungen ganz gut mit so einem Geheimnis leben, wenn alle sich an die Spielregeln halten, also niemand meint, dem Anderen endlich etwas gestehen zu müssen. Kennst Du das Theaterstück (auch fürs Fernsehen verfilmt) „Das Himmelbett“? Ich habe leider keine Inhaltsangabe finden können. Die Geschichte einer Ehe – über 40 Jahre erzählt. Auch „Mein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch wäre so eine Geschichte, in der ein Mann den Blinden spielt, um nicht auf die Welt reagieren zu müssen.
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Sehr cool. Ich habe doch tatsächlich suchen müssen, was noch mal die Wörter waren, die es einzubauen galt.
Interessante Geschichte und spannend mit all dem Rätselraten, wer jetzt … Stimmt der Satz mit den Novemberkindern wirklich, sagt man das irgendwo? Ich kenne so einige Skorpiongeborene, die todsicher schwerst beleidigt wären … 😉
Andererseits: Karneval + 9 macht November …
Liebe Grüße
Christiane
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Freut mich, dass sie dir gefällt 😊 aber das mit den November Kindern habe ich mir ausgedacht, muß ich gestehen – obwohl ich mir gut vorstellen kann, daß es diesen Spruch in Karnevalshochburgen womöglich tatsächlich gibt 😉
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Ja so kann es laufen im Leben.
(Ist da bei dir irgend etwas durch einander gelaufen? Unten die Erläuterung ist doppelt mit verschiedenen Namen).
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Ups, muß ich mal checken, danke für den Hinweis 😊
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Gerne.
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