Nach zwei ausgesetzten Runden – ich hatte beide Male weder die Ankündigung noch die damit verbundene Deadline zur Anmeldung mitbekommen, hmpf – bin ich endlich wieder beim Buchdate mit von der Partie.

Das Buchdate ist eine Leseaktion, in der es darum geht, anderen Teilnehmern auf der Grundlage von im Vorfeld geäusserten Vorlieben oder Abneigungen Bücher zu empfehlen. Im Gegenzug erhält man selbst auch Empfehlungen, aber von einem anderen Teilnehmer. Das Buchdate ist also eine Menage a trois, wenn man so will. Aber viel besser erklären kann das einer der Erfinder dieser Aktion, lest näheres hier.

Ich darf  diesmal meine Empfehlungen einem geheimnisvollen Blogwesen namens Tausend geben. Tausend muss ordentlich einen an der Waffel haben, weshalb ich den Blog schon vor geraumer Zeit abonniert habe, und ich möchte ihn allen, die gerne mal virtuosen Quatsch geniessen, sehr ans Herz legen. Vor kurzem wurde von Tausend einer dieser Awards angenommen und bearbeitet, aber wie das geschah, war mal ganz anders als man das sonst gewohnt ist.

Tausend hat dann auch – wen wundert’s (ist der Apostroph hier eigentlich richtig? Ich bin mir da nie so ganz sicher) – als Lieblingsgenre Humor und Skurriles angegeben.

Ach guck!

Nun soll es ja im Buchdate u.a. darum gehen, dass man auch mal was anderes liest als das, was man normalerweise am liebsten hat, aber in dem Fall macht es mir einfach zuviel Spass, ein paar meiner eigenen All Time Faves der Gattung Nonsens an den Mann zu bringen. Ein paar davon habe ich im Zuge der Recherchen zu dem Beitrag selbst nach ewiger Zeit erst wieder entdeckt, beispielweise dieses:

Der Finger im Revolverlauf – ein Superthriller

von Carlo Manzoni

Chico Pipa ist Privatdetektiv. Er tat sich einst mit seinem Freund Gregorio Scarta, kurz Greg, zusammen, der zuvor für die Polizei gearbeitet hatte, aber nach Ermordung seines Bruders das Vertrauen in die Behörden verlor. Er spricht seitdem stark dem Bourbon zu, worin beide, Greg und Chico, schon mal etwas gemeinsam haben. Ansonsten sind sie sich wenig ähnlich, denn Greg ist ein Hund. Gegenwind in ihren Ermittlungen erfahren beide jeweils durch Leutnant Tram und seinen leicht debilen Kollegen Kautschuk, die ihnen in der Regel die Suppe versalzen wollen.

Im vorliegenden Band der Reihe wird Chico Pipa durch einen Telefonanruf aus einem gewaltigen Kater geschreckt, und er erinnert sich nicht im mindesten, woher er die Frau kennen könnte, die am Telefon ist. Sie nennt ihn beim Vornamen, muss ihn also kennen und fordert ihn auf, sofort zu ihr zu kommen. Tja, aber wohin? Während Chico mit einem weiteren Schluck Bourbon seinen Kater zu vertreiben versucht, findet er 2000 Dollar in seiner Jackentasche sowie in der Hosentasche ein Blatt Toilettenpapier mit einer Adresse, mit Lippenstift geschrieben.

Alsogleich bindet Chico seinen Schlips Marke „Gnadenstoss“ um (dem kein Mädel zu widerstehen vermag), springt in seinen Blimbust (kennt jemand diese Automarke? Ich denke, Manzoni hat sie erfunden), nicht ohne Greg selbstverständlich, und das Abenteuer beginnt.

Ich denke, es wird deutlich, womit du es hier zu tun hast, Tausend: Eine köstliche Krimiparodie mit sämtlichen Zutaten, die dazu gehören, schrägen Details (Chico Pipa gönnt sich als Imbiss gerne eine Portion Erdbeeren mit Zwiebeln) und liebenswerten Figuren. Ich liebe die Superthriller von Carlo Manzoni. 

 

Weiter geht es mit einem weiteren meiner Lieblings-Quatsch-Autoren:

Für Eile fehlt mir die Zeit – von Horst Evers

Evers hat mal als Poetry Slammer begonnen, allerdings gab es das Wort damals, glaube ich, noch nicht. Ich kenne ihn aus dem „Frühschoppen„, wo er seit den frühen Neunzigern zusammen mit ebenso genialen Kollegen komische, ernste, nachdenkliche, schräge, intelligente, bescheuerte, verrückte Texte liest.

Das Buch enthält im Prinzip banale Alltagsgeschichten, wie sie genau so oder auch ein bisschen anders durchaus passieren könnten. Obwohl, also ich weiss ja nicht so recht….

Wir erfahren, wie Horst Evers auf einer Lesereise zu einer Obstschale kommt, der er den Namen Pirmin, nach dem Lieblingsonkel seiner Freundin, gibt. Er erzählt von Begegnungen bei Zugfahrten, vom Zubereiten von Pfannkuchen, und davon, wie er im Auftrag von Freunden deren Partnern den Kauf von total billigen Häusern ausredet und daraus eine neue Geschäftsidee, der Beruf des Anti-Maklers, erwächst.

(„ach, Claudia möchte aufs Dorf ziehen?“ „ja, nicht so direkt, aber sie findets auch nicht so schlimm.“ „Hm. Was ja auch nicht mehr so schlimm ist, ist Fusspilz. Kann man mittlerweile ganz einfach behandeln“)

Ich finde Horst Evers‘  Geschichten einfach urkomisch-genial. Allerdings: Eigentlich muss er sie vorlesen, damit sie wirken. Deswegen, liebes Tausendwesen, wenn du dich dazu entschliesst, „Für Eile fehlt mir die Zeit“ zu lesen, und Hörbücher magst, dann besorg dir lieber das.

 

Zum Schluss lege ich dir noch einen Roman ans Herz, der wahrscheinlich in die Kategorie „Coming of Age“ gehört. Auch er ist mir bei den Überlegungen, was ich empfehlen soll, nach langer Zeit wieder eingefallen. Leider habe ich ihn nicht mehr zur Hand, ich hoffe daher, dass ich alles, was ich hier erzähle, korrekt erinnere. Er ist sehr komisch, aber es ist kein Blödsinn. Oder doch. Ja, eigentlich doch. Aber stellenweise auch sehr melancholisch und berührend.

Populärmusik aus Vittula – von Mikael Niemi

Der Roman erschien 2000 zuerst in Schweden, schlug dort direkt wie eine Bombe ein, gewann den mir bis jetzt unbekannten Augustpreis (schwedischer Literaturpreis, jetzt weisst du Bescheid), wurde später verfilmt, fiel eines schönen Tages mir in die Hände und hat mich schwer begeistert.

Worum geht es:

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Jungen Matti, sie spielt irgendwann in den Sechziger Jahren. Matti wächst in dem verschlafenen nordschwedischen Ort Pajala an der Grenze zu Finnland auf, im Volksmund auch Vittulajänkka gennannt. Das ist angeblich umgangssprachlich finnisch für – nun ja, wie soll ich es ausdrücken – das weibliche Genital. In dieser Gegend in der Grenzregion zwischen Schweden und Finnland wird viel gekindert. Man hat hier sonst nicht viel zu tun.

Matti begegnet dem schweigsamen Niila, ein Aussenseiter, dessen Vater gewalttätig und grausam ist, wohingegen Matti in einigermassen normalen – jedenfalls für Pajala’sche Verhältnisse aufwächst. Sie freunden sich an und entdecken eines Tages den Rock’n’Roll. Beim Anhören von „Rock’n’Roll Music“ von den Beatles ist es um sie geschehen, sie müssen eine Band gründen.

Allein die Beschreibung, wie „Rock’n’Roll Music“ einem LSD Trip gleich auf die beiden wirkt, ist so absurd überzogen dargestellt, und genau so ist die ganze Geschichte. Wir werden Zeuge, wie Matti sich einer Rattenplage annimmt, und sich damit eine E-Gitarre verdient, nehmen teil an höchst verrückten Familienfeiern, Sauf- und Saunagelagen, und lernen eine Menge schräger Typen und deren Marotten kennen.

In irgendeiner Kritik habe ich gelesen „Popuärmusik aus Vittula“ sei eine Mischung zwischen Woody Allen und Aki Kaurismäki, und das trifft es wahrscheinlich ganz gut, ich erkenne auf jeden Fall Woody Allen’sche Tragikomik. Und zweifellos reiht die Geschichte sich – auch mit der Verfilmung – ein in die Riege der von mir sehr geschätzten schrägen skandinavischen Kömödien wie z.B. „Adams Äpfel“ oder „Miffo – da braut sich was zusammen“

 

Ach ja, das hat mir Spass gemacht. Ich hoffe, du findest etwas, das dir gefällt, liebes Tausendwesen. Mit dem Humor ist es ja so eine Sache. Was dem einen die Lachtränen in die Augen treibt, entringt dem anderen nicht einmal ein müdes Lächeln.


Zum Schluss noch ein Dank an wortgeflumselkritzelkram und zeilenende, denen wir diese schöne Aktion verdanken. Klasse, dass ihr euch wieder die Mühe gemacht habt.

Jetzt guck ich mal, ob meine zweite Dating-Partnerin, ScreenQueen, schon etwas für mich hat – bis später 🙂