Vor einigen Tagen bin ich auf dem Blog Blaupause7 über diese hübsche Blogparade gestolpert. 30 Tage lang widmet man sich den unterschiedlichsten Fragestellungen rund um das Thema Bücher. Über Bücher könnte ich ja den ganzen Tag reden, wenn man mich lässt. Oder auch mal schreiben, denn auch wenn dies hier kein Bücherblog ist, gibt es durchaus einige Beiträge, die sich dem Lesen widmen. Gerne weise ich auf diesen Artikel über Sebastian Fitzek hin. Oder auf diesen über Arno Strobel, Oder den hier über Beate Rösler. Nicht zu vergessen das Buchdate, hach ja, das Buchdate, was ist eigentlich aus dem geworden……?

Und weil ich mich so gerne in Bücher und auch in Überlegungen über Bücher vergrabe, mache ich nun bei der 30 Days Book Challenge mit, obwohl ich beim Überfliegen der einzelnen Aufgaben schon meine Zweifel bekam, was ich dazu wohl schreibe. Tag 4 beispielsweise, aber tatsächlich fällt mir gerade ein Buch mit einem grünen Cover ein, Moment, ich muss es mir schnell nortieren.

Nun aber zu Tag 1, ein Buch aus deiner Kindheit.

Ich nehme dieses erste sehr persönliche Thema der Challenge zum Anlass, nicht nur das entsprechende eine Buch vorzustellen, sondern auch ein bisschen mich selbst:

Meine Kindheit spielte sich in den Siebzigern und Achtzigern des letzten Jahrhunderts ab. Ich habe früh lesen gelernt, und ich habe auch schon sehr früh angefangen, Bücher zu lesen. Ich erinnere mich, während meiner Kindheit immer nur Bücher zum Geburtstag, Weihnachten geschenkt bekommen zu haben. Irgendwann ärgerte mich das regelrecht, denn selbst für eine kleine Leseratte gibt es durchaus noch andere spannende Dinge.

Die allermeisten Bücher hat mir aber meine Mutter geschenkt, immer dann, wenn sie selbst sie ausgelesen hatte. Denn eigentlich hat meine Mutter Bücher für sich selbst gekauft, auch die Kinder- und Jugendbücher. Bei uns zu Hause gab es immer Unmengen an Büchern, denn auch mein Stiefvater las sehr gerne. Allerdings eher so Sachen Wie Sartre, Camus, oder politische Texte. Erkennt hier jemand ein Geschlechterklischee? Neeeeiiiiin 😉 Meine Mutter las sich quer durch die Genres, und, was Kinderbücher angeht, liebte sie einerseits die alten Mädchenbuchreihen vom Anfang des letzten Jahrhunderts wie Pucki, Trotzkopf, Goldlöckchen, und – natürlich – Nesthäkchen. Was ich dann natürlich auch alles gelesen  habe, und ich muss sagen, gerade Nesthäkchen würd ich als Erwachsene mit dem Abstand und entsprechendem historischen Hintergrundwissen, gerne wieder einmal lesen.

Andererseits hatte meine Mutter eine grosse Schwäche für die Mädchenbücher aus dem Franz-Schneider-Verlag. Autorinnen wie Gitta von Cetto, Evelyne Kolnberger, Marianne Hassebrauk, Tina Caspary, Berte Bratt fielen mir sofort ein, als ich gestern über meine Lese-Kindheit nachdachte. Und auch Marie-Louise Fischer, ja, auch die. Von ihr gab es verschiedene Buchreihen, meist dreibändig, in denen sie sich an den Hanni und Nanni Boom von damals hängte und ihre Heldinnen ins Internat schickte. „Michaela“ kam sogar ins „Grossstadtinternat“, ich habe mich damals immer gefragt, was ein Internat in einer Grossstadt zu suchen hat. Die Internatsinsassen hatten gefälligst in schönen Schlössern auf dem Land zu wohnen und keinen Zugang zum echten Leben zu haben, dennoch, oder gerade deswegen, die Zeit ihres Lebens zu haben. Oder irgendwie so.

Jedenfalls wundere ich mich heute, dass ich nicht auch U-N-B-E-D-I-N-G-T ins Internat wollte, denn natürlich musste man als kleine Leserin den Eindruck bekommen, es gibt nichts schöneres als eine Internatsjugend.

Man kann sich natürlich mit Recht fragen, ob mir damals durch den intensiven Konsum klassischer Mädchenliteratur nicht ein sehr einseitiges Frauenbild vermittelt wurde.

Nein, ich denke nicht. Ich glaube, die meisten Heldinnen meiner Bücher (die aus den 70igern und 80igern, nicht das Nesthäkchen) gaben eher Beispiele, wie Mädchen sich aus eigener Kraft behaupten. Auch wenn ich mich natürlich nicht mehr an eventuell unterschwellige Botschaften erinnern kann, die womöglich in eine andere Richtung deuteten. Ich kann mich jedenfalls an keine Phase meiner Kindheit und Jugend erinnern, in der ich auch nur im Ansatz glaubte, Jungen wären Mädchen irgendwie überlegen oder Mädchen müssten bestimmte Dinge tun oder lassen, nur weil sie Mädchen sind. Allerdings kann das auch daran liegen, dass in den Büchern Jungen oder Männer immer nur Nebenrollen spielten 😉

Ich liebte jedenfalls diese Internatsgeschichten und viele andere Bücher und Buchreihen aus dem berühmten Franz-Schneider Verlag.

Aber das eine Buch, das eine besondere Rolle in meiner Kindheit gespielt hat und das bis heute tut, ist ein ganz anderes:

Ich war elf und entdeckte dieses Buch während der Osterferien, die ich bei Freunden meiner Eltern in Paris verbrachte. Da ich nicht genug zum Lesen dabei hatte, stöberte ich im Bücherregal meiner deutsch/französischen Gastfamilie. Es gab dort in deutscher Sprache nur die „Angelique“ Reihe von Anne Golon, die ich aus lauter Verzweiflung vermutlich in die Hand genommen hätte. Aber dann fand ich eine total zerfledderte Taschenbuchausgabe von

„Das Tagebuch der Anne Frank“.

Dazu muss ich eigentlich gar nicht mehr viel sagen. Ich weiss nicht mehr, ob ich vorher schon mal von Anne Frank gehört hatte, und ob mein Interesse für die Zeit des Dritten Reiches in dem Alter überhaupt schon geweckt war – wahrscheinlich nicht, das begann sicher mit Anne Frank.

„Das Tagebuch der Anne Frank“, definitiv ein Buch aus meiner Kindheit.

Nicht nur meiner.

 

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