„Na, schon auferstanden von den Toten“?“

Boah, jeden Morgen derselbe blöde Spruch. Kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?

„Hmgndksn“ entgegne ich und nehme wie immer den direkten Weg zum Kühlschrank.

„Trink ruhig aus der Flasche, sie ist eh gleich leer.“

Noch so einer. Was hat sie eigentlich dagegen, dass ich aus der Flasche trinke? Glaubt sie, ich hab ne ansteckende Krankheit?

„Grkflotpk“ schlürfe ich. Sie verdreht die Augen, sagt aber nichts. Pft, aber gleich, garantiert, wenn sie sieht, dass ich die leere Saftflasche wieder in den Kühlschrank stelle. Pah. Was sagst du jetzt?

Ich tue, als hätte ich das nicht gesehen. Ich werde mich heute ausnahmsweise nicht provozieren lassen. Ob sie das ärgert? Sie verwendet soviel Energie darauf, mich zu ärgern. Und ich leider fast genauso viel darauf, mich ärgern zu lassen.

Ich drehe mich um und verschwinde in den Garten.

Boah, ey, muss sie die Terrassentür offen lassen? Das macht sie doch mit Absicht. Jetzt muss ich extra aufstehen. Kann ich mal bitte in Ruhe frühstücken? Mann, sind die Scheiss Fliesen kalt.

„Spinnst du, die Tür so zuzuschmeissen? Irgendwann fliegt die Scheibe noch mal raus.“

„Na und, wenn du sie offen lässt? Ist doch nicht meine Schuld“

Echt mal. Soll ich vielleicht krank werden? Ich geh nach oben, sie nervt!

„So nicht, mein Fräulein, erst machst du die Sauerei hier mal weg. Wieso musst du eigentlich essen wie ein Schwein?“

Letztes Jahr haben wir noch zusammen Tulpenzwiebeln gesetzt. Uns dabei unterhalten. Tja, Unterhaltung ist das hier auch, schätz ich. Sicher sehr kurzweilig. Für Zuschauer.

Es wird wahrscheinlich schlimmer, ehe es besser wird. Das stammt nicht von mir. Hat meine Mutter neulich gesagt. Und dass ich auch nicht besser war.

Grrrpstzschhmpf, immer dieselben blöden Sprüche.

Lass mich bloss in Ruhe, Mama

 


Jo, dem ich meine Etüden immer zuerst vorlese, meinte eben, er könne gewisse Parallelen auch zu Vätern und ihren Söhnen erkennen 🙂

Dies ist ein Text für das Projekt abc Etüden. Das Original, erfunden von Ludwig Zeidler, sah vor, eine shortest short story, bestehend aus höchstens zehn Sätzen zu basteln, in denen drei vorgegebene Wörter vorkommen müssen. Letztere Regel besteht nach wie vor, allerdings gilt  nicht mehr die Zehn-Sätze Regel. Vielmehr gibt es nun eine 300 Wörter-Grenze.

Aber lest besser selbst bei Christiane nach, sie kümmert sich um alles Organisatorische und gestaltet zudem die Beitragsbilder, die wir verwenden dürfen, aber nicht müssen, vielen lieben Dank 🙂 Wir anderen müssen nur noch schreiben, und zwar alle zwei Wochen mit neuen Wörtern, die aktuelle Wortspende kommt von Frau Vro