„Jeht vonne Kloppstange runter, wie oft soll ick det noch saren“, erklang es bedrohlich über den Hof, und unter grossem Gekreische stoben die Kinder in alle Richtungen auseinander.
Frau Schulz genoss den Respekt, der allen Berliner Hauswartsfrauen gebührte, und Klopfstangenturnen duldete sie nicht.
Auch wenn heute niemand Teppiche ausklopfte, es waren immer noch Klopfstangen und keine Turnstangen.
„Wozu ha‘ ick die Jören eijentlich die Buddelkiste jebaut, wenn se doch bloss da spielen wo se nich sollen“, lachte der alte Krause und zwinkerte Frau Schulz gemütlich zu, während er sich auf der Treppe zum Kohlenkeller an ihr vorbei schob.
„Na, ick würd mir in die Buddelkiste ooch nich setzen, hab jestern wieder jesehen, wie Schmitt’s ihre Katze da rin jekackt hat, mischte sich Frau Anders ein, die eben über den Hof schwebte, wie jeden Sonntag nachmittag hoch fein gemacht für ihr „Damenkränzchen“, wie sie es nannte.
„So uffjebrezelt jeht man doch nich konditorn“, fand Frau Schulz und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Det jeht ja nu keenen wat an, Jnädigste, wo die Dame sich verlustiert“, meinte Krause und nichtsdestotrotz begannen sie alsogleich, genüsslich darüber zu schwadronieren, wo Frau Anders womöglich die Hüften und das Tanzbein schwingen würde.
Krause vermutete Irmis Ballhaus, aber Frau Schulz meinte, dafür sei nicht mal die Anders frivol genug, und sie lachten wiehernd, dass man es im ganzen Haus hörte.
So verlief dieser Sonntag wie so viele andere.
Fünf Tage später begann der Zweite Weltkrieg.
(als ich das Wort „Buddelkiste“ sah, wusste ich sofort, ich muss eine Berliner Geschichte schreiben. Ich habe in anderen Beiträgen gelesen, viele kennen die „Buddelkiste“ gar nicht., aber so heisst der Sandkasten in Berlin, zumindest als ich ein Kind war. Ach, noch was: Beim Wort „saren“ im ersten Satz handelt es sich eindeutig nicht um einen Tippfehler. Der korrekt berlinernde Berliner vermeidet gerne konsequent das „g“, lasst euch det jesacht sein.)
Du hast ein unglaubliches Talent… Lese deine Geschichten immer wieder gerne!
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Wow, das freut mich aber sehr, danke dir 😀
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Es hat sich so lustig schön gelesen. Und dann… Kam der Schock! Man, hab mich echt erschrocken. Ich bin beim Lesen immer so richtig drin in der Geschichte, sehe alles im inneren Auge. Und dann sowas. Gut das es nur eine Geschichte ist. Echt gut geschrieben, jetzt bin ich wieder wach 🙂
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hihi, so ungefähr war es gedacht 🙂
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Wunderbar, trotzdem ein paar Tage später was schlimmes passiert, so schön 🙂
Buddelkiste und Ruhrgebiet: haste Recht bzw, hasse Recht. K. gebürtig aus Gelsenkirchen (haste Recht) kennt das Wort exakt so, ihre Eltern haben vor 30 Jahren „’ne Buddelkiste hinten in‘ Garten für den [meinen Vetter] gestellt“, meine Mutter (hasse Recht) sagt zwar „Sandkasten“, kennt aber „im Sand buddeln“ aus der Zechensiedlung im Essen ihrer Kindheit. „Buddelkiste“ als genaues Wort war was für die Kaninchen im Garten ihres Vaters.
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Das liest sich immer wieder schön!
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Danke dir, das freut mich total 😊
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Toll!!!!
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Oh, danke schön 😊
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Also ich kenne „saren“ (gesprochen) auch, und ich bin nicht mal ansatzweise aus der Berliner Gegend. Ansonsten: Ach, schööööööön … trotz Krieg und so.
Schön, dass du wieder dabei bist! 🙂
Liebe Grüße
Christiane
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Und die „Buddelkiste“ gibt’s auch im Ruhrgebiet, hab ich mir eben aus zuverlässiger Quelle bestätigen lassen 😊
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