Ich bin Kellnerin und mag meinen Job, das möchte ich hier unmissverständlich betonen. Aber wenn sich ein Gast in einem grossen, fast leeren Biergarten ans äusserste Ende setzt, wo es noch nicht mal schön ist, der Teil liegt direkt neben dem Parkplatz, dann frage ich mich ernsthaft, ob der mich ärgern will. Als ich zu dem Kerl rüber gehe, um die Bestellung aufzunehmen, stolpere ich wie üblich über die beiden Treppenstufen, die zu dem Areal hinunter führen.

„Oben sitzt man viel schöner, wollen Sie sich nicht umsetzen?“, frage ich höflich.

„Warum sollte ich“, entgegnet der Typ arrogant und bestellt einen Milchkaffee.

Er lässt mich gefühlt hundert Mal rennen, erst fehlt der Kaffeekeks, dann will er noch ein Wasser, nein, nicht still, mit Sprudel, wenn`s recht ist, und überhaupt, haben Sie keinen braunen Zucker?

„Komm!“, denke ich, „reg dich nur nicht auf“, und prompt falle ich über die Stufen, das musste ja irgendwann passieren.

Endlich bestellt der Schnösel die Rechnung und meint beim Abkassieren wie nebenbei:

„Ich empfehle die Anschaffung einer Rampe, das würde Ihnen und mir das Leben erheblich erleichtern“.

Mit einem kleinen Lächeln lenkt er seinen Rollstuhl Richtung Parkplatz

Dies ist ein Beitrag zum Projekt abc.etüden, erfunden von textstaub, präsentiert von Christiane von irgendwasistimmer. Es gilt, unter Verwendung von drei vorgegebenen Wörtern eine shortest short story zu verfassen, bestehend aus höchstens zehn Sätzen.  Die Wortspende kam diesmal von wortwabe.
Man möge es mir verzeihen, falls ich in dieser Geschichte, aufgrund der häufig vorkommenden wörtlichen Rede, womöglich die Sätze nicht korrekt gezählt haben sollte. Ich weiss wirklich nicht genau, ob das vielleicht zwei Sätze sind, wo ich nur einen gezählt habe 😉