Der Ordnung halber habe ich heute meine „über mich“ Seite geringfügig abgeändert. Denn nun bin ich nicht mehr „gerade noch unter 50“, sondern exakt 50. Wer hätte gedacht, dass es einmal dazu kommen würde. Also nicht dass ich 50 werde, damit war durchaus zu rechnen. Sondern dazu, dass ich mir plötzlich über das (dieses) Alter Gedanken machen würde.

Es liegt zum Teil sicher daran, dass in Jos Familie traditionell immer jede/r seinen oder ihren Geburtstag feiert. Und einen runden erst recht. Ich hingegen bin ein Geburtstags*feier*muffel. Mit dem Geburtstag habe ich kein Problem, wohl aber mit der Feierei. Vor kurzem feierten wir bei uns Jos  Geburtstag. Gefühlt hundert  Leute, zuviel Action, viel zu eng, viel zu laut. Nicht mein Ding, ausser ich bin auf einem Rock Konzert. Ich atme immer auf, wenn ich solche Events hinter mir habe, auch wenn es natürlich meistens ganz schön ist oder in der Rückschau war.

Trotzdem.

Ich erklärte am nächsten Tag kategorisch: Damit du gleich Bescheid weißt, an meinem Geburtstag findet hier nichts statt. Jo grinste und entgegnete, er nehme das zur Kenntnis.

Jetzt könnte man denken, dass sich das Thema damit erledigt hätte und ich, wie immer, dem achten März gelassen entgegen sehen könnte.

Tja.

Irgendwie hatte ich auf einmal ein Problem. Ich dachte darüber nach, ob ich Jo zuliebe der Tradition seiner Familie und Freunde folgen sollte, selbst wenn ich mit dieser Tradition nichts anfangen kann. Würde man mir nicht übel nehmen, wenn ich mich um meinen Fünfzigsten drückte?

Nein, würde man nicht. Tatsächlich sind alle hier in meinem neuen Umfeld total entspannt, was derlei Dinge betrifft.

Leben und leben lassen, sei ihr Motto, so sagt man den Menschen aus dem Ruhrpott nach. 

Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen. Bin ich ein Spielverderber? 

Womöglich bin ich das. Könnte mir egal sein. Es ist ja schließlich mein Geburtstag.  Und doch wirft die Überlegung, ob der Fünfzigste nun gefeiert werden muß, soll oder kann, unerwartet Fragen auf:

Wie wichtig ist er, der Fünfzigste? Ist er überhaupt wichtig? Wichtiger als andere Geburtstage? Als andere Null Geburtstage? Von jenen hat mich noch nie einer sonderlich beeindruckt. Dieser tut es auf einmal aber doch.

Es ist wahrscheinlich nicht die Zahl, die mich beeindruckt. Es ist die Tatsache, dass ich tatsächlich Veränderungen bemerke. Veränderungen dahin gehend, wie ich Dinge betrachte.

Vor kurzem hat meine Cousine ihren Geburtstag gefeiert. Macht sie im übrigen auch nur unregelmäßig, tatsächlich hat das Feiern von Geburtstagen in meinem Berliner Umfeld eher keine große Tradition. Sie hatte auch nur ihre Eltern, ihre Schwester und mich, die Cousine, eingeladen. Mit ihrer Schwester, die logischerweise ebenfalls meine Cousine ist, habe ich so gut wie nichts zu tun, auch nichts am Hut, wenn ihr versteht. Ich freute mich daher nicht wirklich darauf, sie zu sehen. Im Gegenteil, ich war genervt von der Vorstellung, so tun zu müssen als ob. Zuerst war der Abend denn auch recht verkrampft, zumal wir letztlich nur zu viert waren, die vierte im Bunde war die Tochter meiner jüngeren Cousine.

Aber im Laufe des Abends geschah etwas Seltsames. Wir hatten einen Mordsspass, waren uns total vertraut. Kein „So-tun-als-ob“. Mehr und mehr entdeckten wir quasi wieder, dass wir Familie sind. Mir zumindest ging es so, und ich glaube, meinen Cousinen auch. Sie sind beide knapp unter bzw Mitte 50.

Ist das Alterssentimentalität? Es  fühlt sich beinahe kitschig an. Ich kannte solche Empfindungen jedenfalls „früher“ nicht.

Ich werde nun nicht gleich mit meiner jüngeren Cousine den Kontakt intensivieren, sie ist trotz allem eine oberflächliche kleine Tussi, war sie immer. Aber trotzdem gehört auch sie zu mir. Und plötzlich finde ich das sogar schön.

Mit verhalten freudiger Erwartung und ein wenig Melancholie starte ich also heute in mein 51. Lebensjahr.

Übrigens:

Dieser Beitrag wurde bereits gestern geschrieben, denn heute habe ich keine Zeit, ich feiere. Meinen Fünfzigsten? Bei der Gelegenheit auch. 

Aber vor allem meinen Dritten. Ich feiere heute meinen dritten Geburtstag mit Jo 💕