Auf der Suche nach Inspiration stieß ich gestern wieder einmal auf einen Blog voller Ratschläge, wie man bloggt und wie nicht. Es handelte sich um einen Artikel der Sorte „5 Dinge, die ein Blogger unbedingt beachten muß“. Oder so ähnlich.

Die ersten drei Punkte betrafen genau die drei Schlagworte, die mich, seit ich mich mit dem Thema beschäftige, regelmäßig zum Schmunzeln bringen.

Der erste Tipp war: Such dir eine Nische. 

Super Rat. Dann sollte ich also nicht über Mode oder Beauty bloggen? Auch nicht über Reisen. Und Mami Blogs gibt es auch schon genug.

Ich will mir keine „Nische suchen“, ich will schreiben, worüber ich nun mal schreiben will.

Sonst brauche ich erst gar nicht zu bloggen.

Wenn ich über Mode, Bücher, Reisen bloggen will, und dann eine von vielen bin, dann ist das eben so. Ich habe auch noch nie ein Kleidungsstück oder ein Paar Schuhe, das mir gefällt, nur deshalb nicht gekauft, weil jemand anders womöglich das Gleiche hat. Na und? Ich sehe darin gut aus, und wenn jemand anders auch gut darin aussieht, setzt mich das in keiner Weise herab. Ich bin dann immer noch einzigartig in dem entsprechenden Outfit.

Zweiter Tipp lautete: sorge für hochwertigen Content.

Was, um Himmels Willen, soll das sein. Hochwertig nach welchen Kriterien? Und wer legt fest, was hochwertig ist?

Nehmen wir einen Mode Blog. Wann ist dessen Content hochwertig? Wenn die Fotos mehr oder weniger professionell sind? Das ist wahrscheinlich ein Kriterium, das sogar einleuchtet.

Aber schon bei einem Bücherblog wüsste ich nicht, wie sich da der Wert des Contents bemessen soll. Ein Blogger berichtet über das, was ihm persönlich interessant erscheint. Ist nun die Rezension des Sachbuches hochwertiger als die des Liebesromans? Oder ist der Content hochwertig, wenn ich mich in meiner Rezension gut und verständlich ausdrücke? Das versteht sich doch aber von selbst, dass ein Blog, in dem sich gut und verständlich ausgedrückt wird, hochwertiger ist als einer, in dem dies weniger der Fall ist.

Wenn das mit dem berühmten hochwertigen Content gemeint ist, dann weiß ich nicht, wozu wir dieses Schlagwort brauchen. Sollte das damit gemeint sein,  verstehe ich nicht, warum es immer wieder als Kriterium präsentiert wird, was einen guten Blog ausmacht. Denn es ist selbstverständlich, dass ich mich um diese Dinge bemühe, wenn ich blogge.

Anders gesagt: natürlich sollte mein Blog „hochwertigen Content“ haben. Wer will schon Mist produzieren.

Das kann aber im einzelnen so viel bedeuten, dass es ein ehrlich gesagt total sinnloser Satz ist, den man jemandem als Tipp verkaufen kann. Weiß ich jetzt wirklich, was das für meinen Blog bedeut, wenn irgendwo steht „biete hochwertigen Content“? In der Regel nicht. Ich bin dann nicht schlauer als vorher.

Der dritte Tipp lautete: Biete deinen Lesern Mehrwert.

Darüber muß ich immer besonders lachen. Was ist denn der Mehrwert eines Blogs? Ernsthaft, ich kann mir da nichts drunter vorstellen.

Der Wert eines Blogs, darunter kann ich mir vieles vorstellen. In einem Reiseblog erhalte ich „wert“volle Tipps zu bestimmten Reisezielen. Ein Produkttest Blog versorgt mich mit Infos über Dinge, die ich mir ggf dann kaufe. Das Wissen, das ich dadurch vor meinem Kauf erhalte, hat natürlich seinen Wert.

Ein  Mami Blog bietet vielleicht Tipps zum Stillen. Der Food Blog ein tolles neues Rezept für vegetarische Pizza.

Das alles kann einen Wert für mich als Leser haben.

Aber einen Mehrwert? Was soll das sein? Warum brauche ich das? Wenn ich aus dem Inhalt eines Blogartikels Nutzen ziehe, hat dieser seinen Zweck doch erfüllt, er hat also seinen  Wert bewiesen. Wozu braucht er dann Noch-Mehr-Wert.

Nun, vermutlich verstehe ich das alles nur deswegen nicht,  weil ich zu analog denke für die Bloggerei.

Nicht falsch verstehen, ich will damit nicht sagen, dass Tipps erfahrener Blogger für uns Neulinge nutzlos sind.

Ich wehre mich nur dagegen, dauernd mit Begriffen konfrontiert zu werden, die – nur für sich genommen – einfach inhaltslos sind.

Im Grunde kann man sagen, dass sie keinen Mehrwert haben 😉